Stand: 30.09.2025 16:25 Uhr
Wegen Spionage für China ist ein Ex-Mitarbeiter des AfD-Politikers Krah verurteilt worden. Der Abgeordnete sieht sich als Opfer, doch auch gegen ihn laufen Ermittlungen. Gab es eine Zusammenarbeit?
Als Maximilian Krah noch Europaabgeordneter in Brüssel war, lag sein Büro Tür an Tür mit dem von Jian G. Die beiden kannten sich seit Langem – Jian G. galt als enger Vertrauter Krahs, er war sein Assistent. Nun wurde der Ex-Mitarbeiter zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und neun Monaten verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet hatte.
Krah zeigt sich darüber nicht überrascht. Er spricht davon, dass er Klarheit über die Spionagetätigkeit gewinnen wolle, „deren Opfer ich geworden bin“. Doch die Angelegenheit dürfte für Krah damit nicht abgeschlossen sein. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden ermittelt seit Mai separat im Fall Krah – und in der Frage, was Krah tatsächlich über Jian G. wusste.
Es besteht der Verdacht, dass Krah möglicherweise Schmiergeld erhalten haben könnte. Ermittlern soll aufgefallen sein, dass Geld von Jian G. an Krah geflossen ist – also vom Angestellten an den Arbeitgeber, eher ungewöhnlich. Krah gilt als Verehrer der Volksrepublik. Hat er sich für diesen Schmusekurs bezahlen lassen? Und auch die Frage, ob er gegen Geld Parteiinterna weitergegeben hat, steht im Raum. Jian G hatte geheime Dossiers über die AfD angelegt.
Bundestag hebt Immunität auf
Anfang September wurde deshalb die Immunität von Krah aufgehoben, der mittlerweile Bundestagsabgeordneter ist. Seine Büroräume wurden durchsucht. „Die erhobenen Tatvorwürfe lauten Bestechlichkeit als Mandatsträger im Europäischen Parlament und Geldwäsche“, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Dresden.
Krah sagte dem ARD-Hauptstadtstudio, es handle sich um „einen Versuch der Einschüchterung“, und kündigte an, sich gegen die Vorwürfe zu wehren.
Krah scheint in der Fraktion isoliert
Bemerkenswert war bereits damals, dass Krah nicht vorab von seiner Fraktion gewarnt worden war, und dass die Fraktion der Aufhebung der Immunität zugestimmt hatte. Von der Fraktionsspitze gab es lediglich ein knappes Statement. Sie forderte einen raschen Abschluss der Ermittlungen.
In der Fraktion scheint Krah schon länger isoliert zu sein. Einen Ausschussvorsitz, auf den er gehofft hatte, erhielt er nicht. „Der ist einer von 151, um den schert sich niemand“, hört man aus der Fraktion.
Für die Fraktionsspitze gilt er als Störenfried, der für Chaos sorgt. Allein der Verdacht, dass Krah Parteiinterna weitergegeben haben könnte, sorgt für zusätzliches Misstrauen. Zudem wurde Krah zuletzt aus den eigenen Reihen angefeindet, weil er den rechtsextremen Kampfbegriff „Remigration“ aus strategischen Gründen abmildern wollte – das kam bei vielen in der Partei nicht gut an.
Politische Zukunft hängt an Ermittlungen
Gleichzeitig hat Krah eine große Fangemeinde auf TikTok. Gerade bei jungen Menschen gilt er als wichtiger Botschafter der AfD. Manche meinen, man solle ihn nicht zu früh abschreiben. So hält es etwa der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Stefan Keuter für klug, dass Krah sich zunächst zurückhält, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind: „Ich halte Herrn Krah für ein politisches Talent, das sicherlich nicht dauerhaft ohne höhere Position in der Fraktion bleiben wird.“
Talent hin oder her – für Krahs politische Zukunft ist erst mal entscheidend, was die Ermittlungen ergeben. Ist er tatsächlich Opfer des chinesischen Spions oder hat er mit ihm zusammengearbeitet?