Premier League Inside
Wie dem FC Liverpool alle Titelchancen abhanden kamen
Mohamed Salah (l.) und Darwin Nunez bei der Niederlage gegen den FC Everton.
Quelle: Jon Super/AP
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Die Beziehung zwischen Jürgen Klopp und dem FC Liverpool, die im kommenden Monat nach fast neun Jahren zu Ende geht, hat sich in den besten Phasen dadurch ausgezeichnet, dass der Verein ein Abbild des Trainers war. Die gemeinsamen Erfolge – unter anderem der Champions-League-Titel 2019 und der Gewinn der Meisterschaft 2020 – kamen mit einem Fußball zustande, der war wie Klopp selbst: voller Leidenschaft und Energie.
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Aktuell zeigt sich, dass sich der FC Liverpool auch in weniger guten Zeiten ein Vorbild an seinem Trainer nimmt. Als Klopp Ende Januar die Fan-Gemeinde am River Mersey mit seiner Ankündigung schockierte, den Klub am Ende der Saison zu verlassen, nannte er als Grund dafür, dass ihm die Energie ausgehe. Das gleiche passiert gerade auch der Mannschaft. Vier Titel hätte Liverpool noch gewinnen können, als Klopp seinen Rückzug bekannt gab. Presse und Experten in England fabulierten vom so genannten Quadruple. Wahrscheinlich dürfte der im Februar errungene Ligapokal aber die einzige Trophäe in Klopps letzter Saison sein.
Wie der Trainer leidet auch der Mannschaft des FC Liverpool gerade an Energieverlust. Sie scheiterte unnötig im Viertelfinale des FA Cups an Manchester United, kollabierte im Viertelfinale der Europa League gegen Atalanta (das 0:3 aus dem Hinspiel war durch ein 1:0 im Rückspiel nicht zu drehen) und hat im Dreikampf um die englische Meisterschaft mit Dauer-Champion Manchester City und dem FC Arsenal nur noch theoretische Chancen nach den jüngsten Ergebnissen: einem (erneut unnötigen) Remis bei Manchester United folgte ein 0:1 gegen Crystal Palace. Zuletzt ging das Merseyside-Derby beim FC Everton 0:2 verloren – es war die erste Niederlage für Liverpool beim Stadtrivalen seit 2010.
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Die Gründe für den Zerfall von Klopps Mannschaft in der entscheidenden Phase der Saison sind vielfältig: die Abwehr ist brüchig, die Stürmer vergeben zu viele Chancen, hinzu kommt Pech. Vor allem aber ist Liverpool mit den Kräften am Ende. Der Kader des Klubs ist deutlich dünner besetzt als der von Manchester City. Über Monate musste Liverpool verletzte Schlüsselspieler ersetzen, teilweise mit Teenagern aus dem Nachwuchs.
Liverpool nicht gut genug für den Titelkampf?
Es ist keine Überraschung, dass die Energiereserven der Mannschaft am Ende sind. Liverpool-freundliche Fachleute wie Jamie Carragher, Ex-Kapitän des Klubs, argumentiert sogar, dass die Mannschaft überperformt hätte in dieser Saison und nicht gut genug sei für den Kampf um vier verschiedene Titel.
Diese Einschätzung enthält viel Wahrheit – trotzdem ist es erschütternd, wie Liverpool innerhalb weniger Wochen auf teilweise absurde Weise praktisch alle Chancen auf ein triumphales Ende von Jürgen Klopps Amtszeit verspielte.